Fünf Jahre ist es her, dass ich das letzte mal in Deutschland war. Ein Baby, gefolgt von einer Pandemie, bei der Neuseeland die Grenzen dicht gemacht hat, haben dazu geführt dass ich meine einstige Heimat so lange nicht zu Gesicht bekommen habe. Nun, da ich wieder da bin, fallen mir viele Dinge auf, bei denen ich mir früher bestimmt gar kein Gedanken gemacht hätte. Wie meine Schwester schon festgestellt hat: "Du bist bin ein echter Ausländer geworden" :) Hier sind meine Eindrücke.

Drogeriemärkte!

Ich glaube Deutschland ist das einzige Land, das ich bisher kenne, in dem es Drogerie-Märkte gibt. Jedes Mal, wenn ich einen betrete werde ich von der Auswahl erschlagen. Tausende verschiedene Shampoo Sorten, Cremes, Kosmetik, Bio Nahrung und Babyprodukte. Nirgends gibts so viel Auswahl wie hier in diesem Bereich -  ganz bestimmt nicht in Neuseeland, wo ich Letzens 1 einziges Lockenshampoo finden konnte im Supermarkt, als ich nach einem gesucht habe....

Drogeriemärkte

Treppen

Meine Töchter haben schnell festgestellt, dass hier viel mehr Leute in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern wohnen. Dementsprechend muss man viel mehr Treppen steigen. Im gegensatz zu Neuseeland wird hier viel mehr in die Höhe gebaut. Meine Schwester wohnt im 3 Stock (ohne Aufzug), also kriegen meine Beine jetzt mehrfach täglich ein kleines Workout. Meine Kinder haben während unseres Trips Treppen zu ihrem größten Feind erklärt.

Bäckereien Überall!

Egal wo man hingeht, die nächste Bäckerei ist nicht weit weg! Selbst als ich zum Baumarkt gefahren bin, habe ich festgestellt, dass dieser am Ein-/Ausgang ein Bäckerei-Cafe hat...! Das ist meiner Meinung nach ausgesprochen klasse, wenn man bedenkt wie lecker hier das Brot und die Brötchen sind. Ach, wie schön wäre es, wenn es das auch in Neuseeland gäbe. Das Brot und die Brötchen sind in Deutschland einfach Weltklasse...

Brötchen vom Bäcker

Überall Beton

Mein Auge ist nicht mehr an so viel Beton gewöhnt. Der Klimawandel lässt grüßen und gleichzeitig berichtet mir meine Schwester, dass unsere Stadt weiter zubetoniert wird. Das trägt dazu bei, dass es sich im Sommer mehr aufheizt und Wasser im Herbst/Winter nicht ablaufen kann, was zu Überflutungen beiträgt... Aber immerhin sieht alles ordentlich aus. In Neuseeland werden Häuser hauptsächlich aus Holz gebaut und es gibt viele Grünflächen (mit Ausnahme der Innenstadt von Auckland vielleicht). Laut meiner Schwester werden dafür jetzt Dächer mit Moos bepflanzt oder Wände mit Pflanzen bestückt um mit dem "natürlichen Abkühlen zu helfen".

Zu heiß, was tun?

Wir hatten während unserem Aufenthalt schon ein paar ganz schön heiße Tage - so um die 40 Grad herum. Wenn ich zurück denke an meine Kindheit, war dies eher nicht der Fall in den Sommerferien - Klimawandel hallo! Die meisten Leute in Deutschland haben keine Klimaanlage, und selbst wenn, gehen sie damit eher sparsam um. Viele haben auch keinen Garten. Der Beton heizt sich auf, die Hitze staut sich, es weht kein Lüftchen, die Schwimmbäder sind überfüllt. Wie unserer Freund es beschrieben hat: "Wir waren die letzen 2 Tage nur im Freibad... zusammen mit dem Rest der Stadt..." Kurzum, im Großstadtdschungel schwitzt man sich einen ab... In unserer Verzweiflung sind wir mal in einen Drogeriemarkt gegangen in der Hoffnung, dass dieser eine Klimaanlage hat. Bier hilft natürlich auch mit dem Abkühlen und davon gibt’s hier ja reichlich.

Ich bin gestorben und im Bierhimmel wieder aufgewacht.

Deutschland hat, wie jeder weiß, eine wunderbare Auswahl an Bier! Das haben wir sehr genossen als wir in Deutschland waren (ich nehme an daher auch die 2 -3kilo extra auf der Wage). Weißbier, Pils, Bier und Limo Mischgetränke – ich glaube es gibt sonst nirgendwo so viel Bier Auswahl wie in Deutschland. Was mich positiv überrascht hat, war, dass es jetzt auch eine große Auswahl an nicht alkoholischem Bier gibt und dies auch jeder da zu haben scheint, wenn man Leute besucht. Warum also Wasser trinken? Deute dies an und die Leute schauen dich schräg an.

Klosterbrauerei Michern Weizenbier, getrunken auf Burg Arras

Der Konsum - eine patriotische Pflicht

Überall kann man konsumieren und ich werde von der Auswahl erschlagen. Ich erinnere mich, wie ich das in meiner Anfangszeit in Neuseeland vermisst habe. Jetzt gehe ich lieber in einer deutschen Kleinstadt shoppen, weil ich mit der Auswahl in der Großstadt überfordert bin. Spaß macht das Shoppen natürlich trotzdem. Der Konsum ist gerne gesehen und treibt die Wirtschaft an. Dies hat der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier während der Corona Pandemie sogar in Worte gefasst: „Der Erhalt des stationären Handels ist eine nationale, ja auch eine patriotische Aufgabe… Teil unserer Identität, Leitkultur“. Bitteschön Deutschland, gern geschehen. Alle um herum kaufen andauern etwas für uns, obwohl wir ihnen sagen sie sollen es nicht tun... vor allem den Kindern natürlich. Wie das wohl alles in den Koffer passen soll?!

Alles ist so günstig

Hier werden mir meine deutschen Freunde widersprechen und mir versichern, dass alles ja so teuer geworden ist. Und ein bisschen ist mir das auch aufgefallen, Aber, es ist nun mal alles relativ und wenn man aus Neuseeland kommt, wo es nur 2 Supermarkt ketten gibt und einiges weniger an Konkurrenz, dann sieht man die Sache nun mal anders. Während wir in Deutschland waren, haben wir Tonnenweise Himbeeren und Blaubeeren gegessen. Zuhause kaufen wir sie nur ab und zu im 200g Päckchen, weil sie sonst unbezahlbar sind.

Draußen wird man zugeraucht

Ich erinnere mich an meine Studienjahre, in denen ich in einem Café gekellnert habe. Damals war es normal, dass innerhalb des Cafés geraucht wurde und dass ich und meine Klamotten am Ende der Schicht wie ein voller Aschenbecher stanken. Meine Schwester kellnerte auch. Eines Tages fragte sie einer der Gäste ob sie der Rauch nicht störte. Sie sagte "Man gewöhnt sich an alles." Er antwortete: "Stimmt. Man gewöhnt sich auch an Lungenkrebs.". Heute darf man nur noch draußen rauchen und das wird auch gemacht. Tatsächlich habe ich es während der ganzen Reise nicht geschafft mich draußen in der Stadt aufzuhalten ohne zugeraucht zu werden. Besonders hat mich das gestört, als wir mit meinen zwei Kindern frühstücken waren und sich eine Oma direkt neben ihnen eine nach der anderen angezündet hat. Meine ältere Schwester (auch Raucherin) hat mich auch schon als "extreme Anti-raucherin" bezeichnet - weil ich nicht passiv rauchen und möchte und einmal erwähnt habe, dass mich dies and Deutschland stört. Ich fand das sehr amüsant... Echte Deutsche scheinen da weniger schmerzlos zu sein. In Neuseeland, wo eine Packung Zigaretten mittlerweile um die 30$ kostet, kommen einem Raucher einfach viel seltener in die Queere.

Alte Gebäude

Ein Merkmal Europas sind natürlich auch die vielen Jahrhunderte alten Gebäude. Es gibt sie überall in Deutschland. Selbst in Essen, das während des zweiten Weltkriegs zerbombt wurde, weil es eins der Orte war in dem Eisen und dementsprechend auch Waffen hergestellt wurden. Wir haben einen Abstecher an die Mosel gemacht und uns dort ein paar uralte Burgen angesehen. So etwas kriegt man in Neuseeland nicht zu sehen.

Burg Thurant

Straßenusik

Etwas, das ich sehr schön fand in Deutschland, war dass man in den Innenstädten oft auf Straßen-Musiker trifft, die sich ein paar Groschen dazu verdienen wollen. In meinen Augen trägt dies viel zum Flair einer Stadt bei, lässt einen den Alltagsstress vergessen und zaubert einem ein Lächeln aufs Gesicht.

Öffentliche Verkehrsmittel sind super angebunden

Etwas, das in Neuseeland noch zu kurz kommt, sind öffentliche Verkehrsmittel. Davon gibt es in Essen jedoch reichlich – U-Bahn, S-Bahn, Regionalzüge, Straßenbahnen, Busse etc. Reichlich von allem, man ist vor allem in den Großstädten sehr gut angebunden. Auch wenn mein Schwager wahrscheinlich wiedersprechen wuerde, ist es hier alles wieder relativ... Ich erinnere mich daran als wir 2009 das erste mal in Auckland angekommen sind und vergeblich in der Innenstadt Aucklands nach einer U-bahn Station gesucht haben… Pustekuchen! Gibt’s hier nicht. Da kann Neuseeland sich noch einiges von Europa abschauen, vor allem auch der Umwelt zuliebe.

Fazit

Alles in Allem, war es sehr schön wieder in meiner alten Heimat zu sein, freunde und Familie wiederzusehen und meinen Kindern ein Bisschen meiner alten Welt zu zeigen. Es ist wie wenn man in ein altes Leben abtaucht, das man zum Teil hinter sich gelassen hat. Nach 6.5 Wochen haben wir uns dann auch alle wieder sehr auf unser eigenes Zuhause in Neuseeland gefreut.